GeschichteDie Familie Selz erwarb in diesem idyllischen Dorf im Berner Jura zwischen Bellelay und Moutier im Jahr 1996 ein Grundstück mit drei Gebäuden: einen umgebauten, 250-jährigen Bauernhof, der heute unser Familiensitz ist, mit zwei Nebengebäuden. Das eine, etwas höher am Hang gelegene, ist unser Wyhüsli.
Das andere war ein Atelier aus dem Anfang des 20.Jahrhunderts, welches entlang der Dorfstrasse stand. Diesen Ort wählten die jungen Architekten Marco Bakker und Alexandre Blanc im Jahre 2001 für den Neubau, weil er die öffentlichste Lage mit direktem Bezug zum Dorfkern bot. Der Bau ist spezifisch als Kunstgalerie konzipiert: Der obere Raum hat zwei januskopfartig positionierte grosse Fensterlinsen, die jeweils zwei unterschiedliche Lichtbereiche bestimmen. Grün blau vom reflektierten Nordlicht auf der hangseitigen Grasfläche, und ein direktes, warmes Licht vom Süden her. Der untere Raum hat lediglich drei schmale Fensterschlitze. Der Dorfkern von Perrefitte besteht aus einer alternierenden Reihe von hellen Steinhäusern und von der Sonne schwarz-braun gebrannten Gebäuden aus Holz. Die Galerie Selz steht als Nachbild in dieser Logik. Das Haus ist von Aussen ein schwarzer Monolith und wirkt im Innern als «Camera lucida», die einerseits wie ein gigantischer Fotoapparat die Idylle der Juralandschaft repräsentiert, andererseits als Lichtmaschine die Ausstellungen unterschiedlich beleuchtet. Der neuen Struktur vorausgegangen ist die 25-jährige Geschichte der heute geschlossenen «Galerie du Tilleul» (zur Linde), welche sich im Hauptgebäude befand. Deren Gründer, Eric Boegli, war schon als Jüngling vom grossen lokalen Kunstförderer Max Robert, einem Drucker und Verleger, für die Kunst begeistert worden. Nicht nur stand vor dem Haus eine über 200-jährige Linde, der spätere Namensgeber, sondern in diesem Haus gab es auch einen grossen Dachstock, den früheren Heuboden, mit original erhaltenem, ebenfalls über 200-jährigem Gebälk, von Hand gehauen und mit hölzernen Pfetten. Unserer Abbildung kann man entnehmen, dass darin in der Folge ein grosser Ausstellungsraum eingerichtet wurde. Es war eine klassische Pioniersituation in den 60iger Jahren, wo auch der lokale Kunstverein und das Museum gegründet wurden. Die erste Ausstellung mit Bildern des Vaters von Eric, Fritz, und mit Arbeiten des Plastikers Laurent Boillat, wurde am 17. September 1976 eröffnet. Viele junge Jurassierinnen und Jurassier, heute grossenteils gestandene Künstlerinnen und Künstler, konnten in dieser Galerie ihre persönlichen Ausstellungen präsentieren, darunter Ester-Lisette Ganz, Paolo Marmo, Jean-René Moeschler, Marie-Rose Zuber, Stéphane Montavon, Seeberg, Romain Crelier, Bernard Philippe, Mireille Henry, Dominique Napez, Sylvie Aubry. In den 25 Jahren wurden rund 100 Ausstellungen durchgeführt. August 2008 |