SELZ art contemporain
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Ein junger Künstler, aufgewachsen in Lugano, nach sechs Jahren Studium an der Kunsthochschule in Genf (HEAD) masterisiert, agiert heute als Landschaftsmaler. Eines der grossen Vorbilder ist Patinir, der “Erfinder” der Landschaftsmalerei am Anfang der Renaissance, der imaginierte Weltlandschaften malte und seinerseits als Vorbild Hieronymus Bosch hatte, welcher spirituelle Symbole in erfundenen Umgebungen malte. Ein zeitgenössisches Vorbild ist Gerhard Richter, der Maler der Diskontinuität zwischen figural und abstrakt; dieser sagte zu der Zeit, als <end of painting> deklariert wurde: “Man muss daran glauben, was man macht, man muss sich innerlich engagieren, um Malerei zu machen. Einmal davon besessen, treibt man es schließlich so weit, zu glauben, dass man die Menschheit durch die Malerei verändern könnte. Wenn man aber von dieser Leidenschaft frei ist, so gibt es nichts mehr zu tun. Dann ist es empfehlenswert, die Finger davon zu lassen. Denn im Grunde genommen ist das Malen eine komplette Idiotie” (Notizen 1973). Und - nicht überraschend, wenn man sich in Scortis Praxis hineingefunden hat - das andere Vorbild ist Peter Doig. Scorti schöpft seine Motive aus persönlichen Begegnungen mit der Landschaft, fabriziert aber keine Veduten - wie Doig. Im Gegensatz zu diesem malt Scorti jedoch heute ausschliesslich Landschaften, in welchen er die Betrachter in imaginäre Territorien führt, unter Verwendung der typischen Malweisen der pikturalen Tradition: Betonung der Lichteffekte, Wechsel der Fluchtpunkte, Ueberlagerung verschiedener Sichtpunkte (Elio Schenini, Katalog Marco Scorti, Manor Ticino Award 2016). Seine riesigen Formate sind zusammengesetzt aus zahlreichen Elementen kleineren Formats, die im Malprozess ergänzt oder gar ausgetauscht werden, womit er  imaginäre Landschaften von theatralischer Szenografie (Schenini, op.cit.) erschafft. ​
Mit dem klassischen Vokabular der Malerei entstehen spirituell überhöhte Landschftsbilder von intensivster Verführungskraft. In derselben Anmutung, in meisterlichem Einsatz aller malerischen Elemente der Bildkomposition (Licht, Schatten, Farben, Ansicht, etc.), meist in Gouache-Technik, verfertigt Scorti in wochenlanger Arbeit auch naturalistische Kleinformate, die an Filmstills erinnern. 

Auch der Schreibende ist ergriffen vor der friedlichen Grösse dieser einfachen Landschaftsbilder. Zwar gibt es menschliche Spuren, zum Beispiel in Form einer Hütte. Lebewesen sieht man keine. Die Stimmung ist still und heiter. War der Menschen vor hundert Jahren ein “Mensch ohne Welt” (Günther Anders, 1884), stehen wir heute vielleicht vor einer “Welt ohne Menschen”, nachdem sich die Humanen - wie Pascal sagte “halb Engel - halb Tiere”  - selbst eradiziert haben ? Oder waren es Transhumane ? “Il n’y a que le vide et le monde du silence qui soient immenses” (Bram Van Velde, Charles Juliet, 1998). Es herrscht eine heitere Version der Atmosphäre in der unvergesslichen Supertotale der Abbazia San Galgano in Nostalghia von Tarkowski. Dieser sagt dazu: “Das Symbol ist nur dann ein wahres Symbol, wenn es in seiner Bedeutung unerschöpflich und grenzenlos ist.”(nach Hans-Joachim Schlegel, Die versiegelte Zeit, 2009). Und ebenso trefflich sagt dies Rüdiger Bubner: “Wie soll denn dasjenige gedacht werden, das allem Denken am fernsten steht” (in “Zur Analyse ästhetischer Erfahrung”, Kolloquium Kunst und Philosophie 1, 1981).
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​Gedanken solcher Art infiltrieren den Geist der Betrachterin und des Betrachters. Unvermittelt betreten wir ein weites Feld. Führt diese Malerei, die in ihrem vielfältigen Werdegang zu einem spirituellen Gebilde mutiert, in eine Form der Meta-Philosophie, “soucieux de restituer à la création artistique sa mission fondamentale qui lui paraît être de dévoiler l’ordre des choses, de constituer le langage suprème, celui qui se substitue aux mots…” (Philippe Sers, 1988, im Vorwort zu “Du Spirituel dans l’art, et dans la peinture en particulier” verfasst 1910 von Wassily Kandinsky). Dies widerspricht nicht einer postmodernen Sicht, welche die Bedeutungsoffenheit betont und mit der Wahrheitsästhetik aufräumt. “…dass die Interpretation für das Werk konstitutiv ist, weil” dieses “erst durch die Interpretation jeweils konkret Gestalt” gewinnt (Juliane Rebentisch, Theorien der Gegenwartskunst, 2013). Im Jahr, als Douglas Crimp seinen Aufsatz “End of painting” verfasst (October 16, 1981), schrieb Arthur C.Danto mit einer unvorstellbaren Erudition im Schlusskapitel “Metaphor, Expression and Style” über die Wirkung von Kunst:”…externaliziing a way of viewing the world, expressing the interior of a cultural period, offering itself as a mirror to catch the conscience…” (The Transfiguration of the Commonplace, 1981).


Wären Moral und Gesittung natürliche Eigenschaften des Menschen, würden wir das wissen (Luc Ferry, La Révolution Transhumaniste, 2016). Nehmen wir deshalb den edlen achtfachen Pfad des Buddhismus: rechte Erkenntnis, rechte Absicht, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebenserwerb, rechte Übung, rechte Achtsamkeit und rechte Meditation (Wikipedia, Buddhismus, 2018).  

​Beat Selz, 24.06.2018

Marco Scorti
Malerei

Ausstellung:
07.Juni – 28.Juni 2020

Vernissage:
Sonntag 07.Juni 2020, 15.30 Uhr
SELZ art contemporain
Sous le Tacon 20 A
CH-2742 Perrefitte
+41 79 779 56 27
Ausstellungszeiten
Samstag 14-18h
Sonntag 14-18h
und auf Vereinbarung:
Abholdienst vom Bahnhof Moutier
durch Galerie und 
nach Vereinbarung:
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