Frau Wolf kam in jungen Jahren aus Thüringen als Emigrantin in die Schweiz, wo sie einige Jahre im Tessin arbeitete. Sie beendete diesen Aufenthalt aus eigenem Antrieb und verlor damit ihre Arbeitsbewilligung. Zurück in Deutschland machte sie ein Praktikum in Bühnenplastik und -malerei an der Bayrischen Staatsoper und begann schlussendlich in Biel und Luzern ein Kunststudium. In Luzern erprobte sie im Bachelor-Lehrgang alle Methoden des zeitgenössischen Kunstausdrucks, blieb aber bei der Malerei. Sie hat dafür eine offensichtliche grosse Begabung, die ihr den Mut gab, sich aus intuitivem Bewusstsein für die Bedeutung bildender Kunst einen Weg als Kunstmalerin zu bahnen, nicht aus Spieltrieb, sondern aus innerer Notwendigkeit, das irdische Bildnis wahrnehmbar zu machen. In Jahren stillen, beharrlichen Übens hat sie sich ein beachtliches Vokabular an figuralen Ausdruckweisen erschaffen. Nach und nach wurde sie an Jahresaustellungen beachtet, was Ende 2015 zu einem ersten Preis von Seiten des Kunstvereins Biel führte.
Ihre schlichte Kunst stellt dem zerstückelten Individuum eine Einheit des Gefühls gegenüber, schaut durch die Lupe der Sachwelt auf die wahre Sprache des Menschen, die nervöse Empfindlichkeit, die Schüchternheit des Herzens. Sie entspringt nicht dem kalten rationalistischen Geist der Gegenwart, vielmehr dem Typus eines alogischen, unintellektuellen Geistes, der die Ahnung von Werden und Vergehen in Begriffen und Momenten der Existenz spiegelt. Mehr Himmelssteine als Blöcke aus einem irdischen Steinbruch. Die Expertinnen und Experten des Kunstvereins Biel haben erkannt, dass sich hier bei gebotener Standfestigkeit ein bedeutendes Werk anbahnt, dessen nächste Schritte unsere Ausstellung wiedergeben soll. Beat Selz, 26.Januar 2016 |
Andrea Anastasia Wolf
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