Sie ist Praktikerin, die Malerei als alchemistischen Akt der Transformation betrachtet. Nicht wie die Goldmacher früherer Zeiten, denn bei ihr entsteht ein völlig neues, wirkliches Fusionsprodukt aus Material und Künstlerin, aus einzigartigen Zeichen, womit «Pinselstriche und Farbflächen» gemeint sind, «die zusammen ein Bild ergeben, einzigartig, weil der Moment des Entstehens unwiderruflich geprägt ist von der Stimmung der Künstlerin und der Materialzusammensetzung, die mit jedem neuen Pinselstrich eine neue Mischung aufweist¹». Malerei ist flüssiges Denken². Intuition, Kognition, die gesamte mentale Disposition wird über und durch den Körper “transubstanziiert” in ein Bild. Ein unnachahmlicher Vorgang, jeder Pinselstrich ist ein Neubeginn. «Dazu kommt nicht zuletzt die körperliche Bewegung der Malerin, in der ihre Konzentration und ihre Gedanken mitschwingen und sich auf diesen einen Strich übertragen¹».
Hauptanliegen von Franziska Ewald sind der Prozess des Malens, die Haptik, das Material und ihre Interaktion damit und mit ihren Themen, den Zuständen des menschlichen Daseins in der umgebenden Natur, zufälligen Begegnungen im öffentlichen Raum, die sie narrativ wiedergibt oder surreal verformt. «Wer mit Pigmenten und Flüssigkeiten arbeitet, verbindet und verwebt sich im Atelier mit der Materie, in einem Atelier ist schnell ersichtlich, wie intensiv sich eine Malerin mit der Materie verbindet¹». «Die alchemistische Sichtweise versteht das Atelier nicht als architektonischen Raum, sonder als das Innere eines Körpers¹». Ihre Bilder spielen nicht in der irdischen, sondern in der psychischen Zeit, im Gleichgewicht von Malerin, Material und Objekt. «Ma véritable passion est celle de connaître et d'éprouver. Elle n'a jamais été satisfaite³ (Meine wirkliche Passion ist, zu erkennen und zu erfahren. Sie wurde nie zufrieden gestellt)». Es entstehen subtile Bilder der Aussenwelt in sanften, unaufdringlichen Farben, die jedoch «das Überraschende und Beglückende jäher Entdeckungen, das Frische und Erfreuliche zufälliger Begegnungen³» haben. Ein reifes, ein reflektiertes Werk, mit Meisterschaft dargebracht. Beat Selz, Juni 2016 ¹ Franziska Ewald, Malerei als alchemistischer Akt, Master in Fine Arts, Zürcher Hochschule der Künste, 2016 ² James Elkins, What painting is, 1999 ³ Stefan Zweig, Drei Dichter ihres Lebens, Stendhal, 1928 |
Franziska Ewald
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