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Daniel Frank - Ausstellung 5. Oktober - 26. Oktober 2014
Ein Kunstmaler mit ungewöhnlichem Werdegang Mit Bündner und Zürcher Wurzeln, Absolvent der kantonalen Kunsthochschule Lausanne (ECAL) mit Diplom, wohnt und arbeitet Daniel Frank (*1968) in Lausanne, nach einigen Jahren im Ausland, die ihn von Kingston über Brooklyn nach Kairo und Venedig geführt haben. Figurativer Maler, der alle Bildgattungen meistert – Portrait, Akt, Interieur, Stillleben, Stadtansichten, Landschaften – interessiert er sich heute speziell für das grandiose Spektakel der Natur: Berge, Flüsse, Bäume, Wald sind gegenwärtig seine bevorzugten Themen, welche er einmal in panoramischer Weite wiedergibt, ein anderes Mal im Gegenteil auf einen Teilaspekt konzentriert, von metonymer Bedeutung für ein Ganzes. Es braucht einigen Mut, sich mit Themen zu beschäftigen, welche die Künstler zwar seit jeher passioniert haben, die unsere Epoche – welche der minimalistisch reduzierten Konzeptkunst eine beherrschende Stellung einräumt, allenfalls noch dem funktionalen Objekt mit Symbolcharakter für unsere Gesellschaft – mit einer gewissen Herablassung behandelt. Allerdings steht ausser Frage, einfach die Realität getreu oder gar servil wiederzugeben. Seine Berge, in der Tat, stellen nicht bestimmte Berge dar, identifizierbar, wenn Daniel Frank auch die Erinnerung an diejenigen in der Umgebung von Bondo in sich trägt, im Val Bregaglia, die für immer seine Kindheit und Adoleszenz geprägt haben, und die ein Teil seines tiefsten Inneren sind. Vielmehr sind es Visionen von Bergen, imaginierte Berge, aufgenommen im Dunst des Tagesanbruchs oder im Halbdunkel des Abendlichts, welche die Konturen verwischen, die sich dem Auge des Betrachters nur langsam zeigen, langsam zunehmend, die die Aufmerksamkeit herausfordern, nahezu kontemplativ. Wie bei Ferdinand Hodler sind diese von den Wirkungen menschlicher Präsenz verschont, um gleichsam ihre Stille und ihr Mysterium zu bewahren, in urtümlicher Unberührtheit, welche an die Anfänge der Schöpfung denken lässt. Hinter ihrer offenkundigen Erscheinung sind die Flüsse – oder sind es reissende Bergbäche, deren kristallklares Wasser in einem von Kieseln und Felsbrocken durchsetzten Bett fliesst? – in Wirklichkeit reich an zahlreichen Symbolen, welche unter anderem Vorstellungen wie Reinheit, Durchsichtigkeit, Vergänglichkeit wachrufen, auch aufgrund des stetigen Flusses, den nichts aufzuhalten vermag, nicht einmal Hindernisse, die er umgeht, um sich einen Weg zu bahnen. Dasselbe gilt für die Bäume, die ein gleichsam spirituelles Licht ausstrahlen und deren Vertikalität unmittelbar berührt, durch diese Spannkraft, die den Blick in die Höhe lenkt, durch das häufige Fehlen oder absichtliche Verbergen von Wurzeln, welche die Bäume in der Erde verankern und sich damit ihrer himmelsgerichteten Dimension widersetzen würden. Daraus entsteht das Bild von Zerbrechlichkeit, das abgibt, wer zufällig am Abgrund steht, in den ihn der nächste Sturm hinabstürzen wird. Von Nahe betrachtet stellt man fest, dass die Blätter eher Zeichen gleichen, einer Art von Beistrichen, welche die Illusion von Blattwerk vermitteln, was dazu verleitet, eher an die Idee, den Archetyp, die Essenz des Baums zu denken. Die Feinheit des bildnerischen Akts, welche eine derartige Wiedergabe voraussetzt, ist nahe verwandt der fernöstlichen Poesie des Pinsels, währenddem der Hintergrund aus intensivem Gelb, von dem sich das Astwerk abhebt – und dies ist nicht ohne Bedeutung – an das leuchtende Gold byzantinischer Ikonen erinnert. Ist es zu gewagt, zu denken, dass Daniel Frank in seiner Malerei die widersprüchlichen Elemente – solar und nächtlich – seiner eigenen Natur ausdrückt, aber auch der unseren ? Edith Carey, Kunsthistorikerin (Übersetzung aus dem Französischen Daniel Frank und Beat Selz) |
Daniel Frank
Ausstellung:
Oktober 2014 |