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Christine Gaillard - Ausstellung 3 - 24 Juni 2012
Zweite Ausstellung in unserem Zyklus 2012: La jeunesse parle Die Bilder von Christine Gaillard bestehen aus mäandrierenden Farbflächen. Wenn wir imstande sind, die Wirkungsgemeinschaft eines Rot, eines Blau, eines Grau zu erkennen, dann ordnet sich alles in wenigen grossen Zügen. Wir können die farbige Struktur ebenso klar sehen wie erkennbare Flächen- Raum und Gegenstandsformen. Auch in der reinen Farbsprache wird der Reichtum des Mediums sichtbar, von zarten, suchenden, tastenden Pinselstrichen bis zu ostentativen, ekstatischen Farbflächen, in zahllosen Schichten mit Tiefenwirkung. Die Künstlerin beherrscht ihr Medium. Die Rhetorik ihrer Malerei ist von betörender Vielfalt. <Arriver à ce que la toile soit un acte de vie>. Man findet die filigranen Nuancen des Porträts, die Feinheiten der Federzeichung, den formgewordenen Gestus der Landschaftsmalerei und das Raumhafte der Skulptur. Alles Wissen, das man erworben hat, verlischt, man meidet, wie mit höherem Sinn begabt, jede gewöhnliche Genauigkeit. Wir erfassen diese Bilder ohne zu wissen, wie und womit, an einem Ort, den das Bild direkt anzusprechen vermag. Es ist ein Zustand des beredten Schweigens, die Begegnung mit einer andern Realität. Eine Deklaration von Demut, Liebe und Treue der Engel im Angesicht Gottes, gegen den verbreiteten Typus des Gehirnmenschen, der allein zu besitzen glaubt, was er verständlich fassen kann. Diese Malerei hat etwas Gütiges, Schenkendes, Ausdruck einer Philosophie der Stille und der Reife, eine Moral des Steigens. Das Betrachten bringt der Seele Wachstum, umgeben von den sinnlichen Geheimnissen der Kunst. Beat Selz, 30.9.2011 Die Malerei. Eine Lebensform, gleichzeitig Ergebnis und Instrument dieses Unternehmens. Eine innere Irrfahrt, eine unausrottbare Leidenschaft, von der man brennen muss, um einen Zustand ohne Begehren, einen Zustand der Indifferenz zu erreichen. Soweit zu gelangen, dass die Leinwand eine Errungenschaft des Lebens wird. Dieses findet auf der Leinwand statt, ausserhalb jeder Verstellung. In dem Mass, als sich das Unbewusste enthüllt, bin ich von der Malerei ergriffen. Das Werk entwickelt sich in einem Prozess von Zudecken und Enthüllung, angetrieben von der Suche nach Klarsicht, in der sich das Sicht- und Lesbare aufbaut, ausschliesslich aus dem Wissen, das in der Oberfläche des Gemäldes enthalten ist, vollumfänglich vermittelt vom Amalgam der Schichten. Es gilt, sich seiner innern Stille zu bemächtigen, diese in der Tiefe seiner selbst aufzusuchen, in ihrer Fülle zu lieben, zwischen sich und sich zu hüten. Christine Gaillard |
Christine Gaillard
Ausstellung:
Juni 2012 |