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Renald Longet - Ausstellung 11. Mai bis 1. Juni 2014
Die Beredsamkeit des stillen Objekts Schalen, Vasen, unbekannten Inhalts, endlos wiederholt, wie besessen von der Suche nach der Form, dem Volumen, dem Licht, dem Widerschein, der Materie. Gross, stattlich, durchsichtig vor einem leerem Universum, beeindrucken sie uns mit ihrer einsamen Präsenz. Klein, weniger auffällig, erwecken sie die Vertrautheit eines Geständnisses. Die Objekte vibrieren in einer Palette sanfter Farben. Ohne erlässliche, leere Verzierungen behaupten sie sich in ungeteilter Fülle und offenbaren ihre zeitlose, altehrwürdige Funktion, immerwährend. Unmöglich, etwas wegzulassen oder dazuzutun. Sie sind die Hülle, die vor der Belanglosigkeit und der Unrast der Welt schützt, dem Geist erlaubt, sich zu bewegen, der Seele, sich zu erbauen, im Stillen und Verborgenen. In der Sicht von Renald Longet gibt es keinen Platz für träumerische Verklärung. Vielmehr bringt die obsessive Verbundenheit des Malers mit dem immerselben Motiv ein tiefgründiges, kraftvolles Bild hervor. Absolut kein Wunsch, zu gestalten. Das Objekt ist allein, unbeweglich und dennoch lebendig. Auf diese Weise gibt Renald Longet seinem Gebilde die Möglichkeit, zur Meditation anzuleiten und wahrhaftiger Zeuge einer stummen Begegnung zu sein. (aus dem Französischen übersetzt von Beat Selz) Seit dem Jahr 2000 hat sich Renald Longet häufig in Afrika aufgehalten, hauptsächlich in Togo. Diese Aufenthalte, davon ein mehrjähriger, von 2003 bis 2005, haben seine Arbeit total in Frage gestellt und eine Rückkehr zur Figuration provoziert, nach einer abstrakten Periode von 15 Jahren. Nun entstanden Werke, die vom afrikanischen Alltag inspiriert waren, wo die Figur und das Objekt die hauptsächlichen Elemente waren. Diese Arbeiten spiegelten die Härte und die Gewaltsamkeit des Alltags, vor allem der Frauen. Das Behältnis, warum ? Es gab auch Phasen der Untätigkeit, bestehend aus Beobachten und Denken, und es war während diesen "leeren" Perioden, wo sich das "Behältnis" in die Reflexion und in die Arbeit von Renald Longet einzuschleichen begann. Erschien dieses anfangs nur flüchtig zwischen Kompositionen von Figuren und Alltagsgegenständen (von Werkzeugen, Hockern, Masken und akfrikanischen Mustern), wurde es immer präsenter und verdrängte schliesslich die anderen Elemente, um das zentrale und alleinige Motiv zu werden. Das "Behältnis" hat sich ganz natürlich eingestellt, ohne dass man dieses erklären könnte, und die Malerei hat sich dessen bemächtigt. In den Augen des Künstlers ist es in Verbindung mit der Arbeit der Frauen eine Notwendigkeit geworden, wie die Sprache oder die Nahrung. Ein Symbol, ein Archetyp, nahezu eine Abstraktion. Dementsprechend wird es schlicht dargestellt , ausserhalb eines Kontexts, mit grösstmöglichem Verzicht auf Effekte (Volumen, Farbgebung), auf dass das Wesentliche seinerselbst hervortrete. Zweifellos ist es auch ein Sinnbild für die Einfachheit des Lebens in Afrika, ein Symbol für Trinken und Essen, für die Gastfreundschaft, das Fest, für das Teilen. Laurence Chauvy, Kunstkritikerin bei "Le Temps", schreibt: "Die repetitive Wiedergabe des Behältnisses wirkt auch als Manifest gegen die nutzlose Multiplikation der Bilder, welche via Medien in unser Gesichtsfeld eindringen. Zurück zu einer archaischen Sprache der Einfachheit, zu einem Behältnis, das für seinen Inhalt bestimmt ist." Zurück zur Stille ! |
Renald Longet
Ausstellung:
Mai - Juni 2014 |