Texte
Seit er malt – oder zeichnet, wie man es nennen will, wir sind an der Schnittstelle der Gattungen – benutzt Igancio Ruiz die Kohle als Ausdrucksmittel, zunächst trocken auf Papier aufgebracht, seit einigen Jahren vor Gebrauch in Öl eingelegt, auf Leinwand. Beide Techniken erlauben absolut kein Rückkommen. Am Ursprung jedes Werks steht eine Fotografie, welche der Künstler im Gelände (…) aufnimmt und die ihm als Gedächtnisstütze dient. Auf den ersten Blick ist das zeichnerische Ergebnis fast fotorealistisch. Aber es geschieht noch etwas anderes, nämlich die Aufhebung jeder Grenze zwischen dem Thema und seinem Abbild. Ein wissenschaftlicher Blick unterstützt von einer höchstentwickelten künstlerischen Sensibilität erlaubt dem Maler, ins Detail einzutreten, in gleichem Masse aber im Endresultat zu einer lebendigen Synthese seiner Beobachtungen zu gelangen, welche vielmehr Betrachtungen sind, frei von der Kälte einer ausschliesslichen realistischen Annäherung ebenso wie von den Approximationen, welche eine romantische Sichtweise zulassen würde. Man wird viel eher von einem Eintauchen in das Herz der Natur sprechen, als von der Wiedergabe ihres Spektakels in der Weise der traditionellen Landschaftsmaler. Hier zählt die starke Präsenz der Elemente, ihrer Struktur, ihrer Materie vor allem, womit der Fels im Licht zum Vibirieren kommt, womit den Bäumen, dem Wasser der Giessbäche dieses Schwingen, dieses Rauschen mitgeteilt wird, dieses innige Leben, welches aus einem zu gleichen Teilen genauen und intuitiven Einsatz der Kohle entsteht, im spielerischen Austausch mit der Textur der Leinwand oder des Papiers.
Text von Jean-Pierre Girod (Ausschnitt), aus dem Französischen übersetzt von Beat Selz. |
Ignacio Ruiz
Ausstellung:
Oktober 2011 |