Saaltext
Wir sehen grosse Formate, Farben von höchster Intensität abstrakt aufgetragen in eigentümlich eingängiger Aesthetik, die den Eindruck erweckt, auf natürliche Weise entstanden zu sein und ein machtvolles Spiel mit Licht, welches die Szene beleuchtet. Die Titel und vereinzelte figurale Elemente verweisen auf Landschaft: Rieder malt Landschaften. Allerdings gibt er nicht alltägliche Landschaften zu sehen. Das entspricht nicht seinem Anliegen an die Kunst. Rieder ist jung und steht in der Zeit. Er malt <en connaissance de cause>: Duchamp und Warhol, “The End of Painting” wurde schon vor 40 Jahren verkündet (Douglas Crimp, The Ende of Painting, October 16, Art World Follies 1981). Wenn die Kunst nicht mit respektvoller Seriosität behandelt wird, kann sie im heutigen Umfeld nicht bestehen: in der Welt einer postmodern entfesselten Menschheit, für welche die herkömmliche Metaphysik der Philosophie ihre Ueberzeugungskraft verlor. In der zeitgenössischen Politik, in der Architektur, sogar bis in die Kochkunst wurde alles hart, gar brutal, kurzum: die moderne Apokalypse. Im andauernden Lärm fällt es schwer, appollonische Töne wahrzunehmen. Aus solchen Widersprüchen nährt sich die Gestaltungskraft dieses Malers. Die Farben sind extrem schön, wirken intensiv, nehmen uns ohne Umschweife als solche und in ihrer formalen Anordnung ein, machen uns schauen wollen. Und gleichzeitig spürt man, dass hier aesthetisches Geschick auch die feinen Töne zu vermitteln vermag, in welchen Kunst sanft und diskret erscheint, mit Tiefe und Leidenschaft, Klarheit und Wärme. Es ist gegenwärtige Kunst als Ereignis des Unbestimmbaren, welches alle bekannten Erfahrungen der etablierten Konvention und der Wahrheitsaesthetik hinter sich lässt. Es ist gegenwärtige Kunst, welche das Werk als Vorgang versteht, der aus der Interaktion mit dem Werk entsteht, im Geist der Betrachter (nach Juliane Rebentisch, Theorien der Gegenwartskunst, Junius 2013). Rieder selber sagt “Sehen ist ein Denkprozess”. Er sucht visuelle Effekte zu erzeugen, welche direkt auf unsere emotionalen und rationalen Strukturen einwirken. Ein weiter Weg, seit Joachim Patinir als einer der Ersten begann, reine Landschaften zu malen. Patinir produzierte imaginierte Weltlandschaften mit kleinen szenischen Geschehen. Rieder malt phantastische Dschungel, in welchen er als Vorwand für die Darstellung einen “Fleck Zivilisation” einfügt. Er verwendet die Malerei als das, was sie ist: Das einzige Ausdrucksmittel, welches eine ganzheitliche Transformation des von der Evolution in den Affen sapiens eingebauten Gegensatzes von Körper und Geist erlaubt. Wenn wir davon ausgehen müssen, dass nach dem “Ende der Malerei” heute deren Neuerfindung im Gang ist, dann dürfen wir sagen, dass wir es hier mit einem solchen Akt schöpferischen Konstruktionsvermögens (Donald D.Hoffmann, Visuelle Intelligenz - Wie die Welt im Kopf entsteht, dtv 2003, englisches Original bei Norton 1998) zu tun haben ! Beat Selz, November 2018 Einladungstext Wir sehen grosse Formate, Farben von höchster Intensität abstrakt aufgetragen in eigentümlich eingängiger Aesthetik, die den Eindruck erweckt, auf natürliche Weise entstanden zu sein und ein machtvolles Spiel mit Licht, welches die Szene beleuchtet. Die Titel und vereinzelte figurale Elemente verweisen auf Landschaft: Rieder malt Landschaften. Allerdings gibt er nicht alltägliche Landschaften zu sehen. Das entspricht nicht seinem Anliegen an die Kunst. Rieder ist jung und steht in der Zeit. Er malt <en connaissance de cause>: Duchamp und Warhol, “The End of Painting” wurde schon vor 40 Jahren verkündet (Douglas Crimp). Rieder malt phantastische Dschungel, in welchen er als Vorwand für die Darstellung einen “Fleck Zivilisation” einfügt. Er verwendet die Malerei als das, was sie ist: Das einzige Ausdrucksmittel, welches eine ganzheitliche Transformation des von der Evolution in den Affen sapiens eingebauten Gegensatzes von Körper und Geist erlaubt. Beat Selz, November 2018 |
Jakob F. Rieder
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