Texte
Die Schlussfolgerung für einmal zuerst: Saša Berounska ist eine unentdeckte Malerin.
Die kapitalbestimmte okzidentale Menschheit wurde schon einmal (von Sloterdijk) mit Eigenschaften eines Gulag, als zur Epidemie mutierte Zivilisation beschrieben. Berounska ist dem entkommen. Sie bearbeitet nicht den Variantenkanon des «Wohlstandtreibhauses». Die Freiheit, sich im Surrealen und Absurden zu bewegen, hat sie zu ihrer Wahrheit gemacht. Der Zauber der marianischen Ikonographie dient als Vokabular zur bildnerischen Abhandlung der humanen Kondition. Das Tierische ist Ausdruck der Freiheit. Die jesuanische Kommunion mit der Mutter bringt einen Hasen hervor. Die Trennung von Sexualität und Fortpflanzung, Hauptdeterminator des zeitgenössischen Daseins, ist abgeschafft. Berounskas Figuren leben in einer Wolke der sexuellen Vorfreiheit, wo noch alles offen ist. Sie sind auch frei von jeder Opferpsychologie. Ihre melancholisch gefärbte Schönheit ist ohne Gewalt. Jeder ist ein Anderer und alle sind sich selbst. Die Frauen erinnern sich an die Zeit, bevor sie geboren waren, der Mann erscheint als Hase, Bär oder Kentaur. Alle schweben im «Hortus conclusus» des Renaissancegartens, auf reichen Blumenfeldern, im Beisein von verwunschenen Tieren, in hemmungslos schönen Farben und Faltenwürfen. Man muss sich von der stillen Kraft dieser Bilder ansprechen lassen. Beat Selz |
Saša BerounskaAusstellung:
Mai 2011 |