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Le Quotidien Jurassien, Samedi 16 mai 2015, Seite 30: <Kunst>
Das Paradies nach Claude Gigon Jean-Pierre Girod Vollständiger Wechsel von Stil und Technik in der Ausstellung der neuesten Aquarelle und Leinwände, die Claude Gigon in der Galerie SELZ art contemporain, in Perrefitte, bis zum 24.Mai zeigt. Dennoch gleicht das Thema demjenigen, welches Darko Vulic in Moutier zeigt: Tiere. Aber hier nehmen Affen, Kühe, Stiere, Fohlen eine andere Bedeutung an. Der jurassische Künstler bezieht sich auf EDEN, das Paradis, welches der Ausstellung als Titel dient. Geboren 1960 in Pruntrut, lebt Claude Gigon in Delsberg und arbeitet in Pruntrut. 1993 ermöglichte ihm ein Stipendium des Kantons Jura ein Jahr in der Cité des arts in Paris zu verbringen. Er hat auch den Förderpreis für Kultur und Wissenschaft der Stadt Delsberg erhalten, und einen Preis anlässlich des Kunst-Wettbewerbs <enjoy Switzerland> letztes Jahr in Pruntrut. Man verdankt ihm gut zwanzig Einzelausstellungen, die ersten in den Vereinigten Staaten, wo er gelebt hat, dann in verschiedenen jurassischen und schweizerischen Institutionen. Das jurassische Kunstmuseum in Moutier hat ihm 2011 eine persönliche Ausstellung gewidmet. Befreites Schaffen Autodidaktischer Maler, hat sich Claude Gigon nie an einem besonderen Stil orientiert. Er hat vorgezogen, in voneinander unabhängigen Zyklen zu arbeiten. Er hat sich im Lauf der Zeit in abstrakten Arbeiten ausgedrückt, für welche er als Sujet unbestimmte Formen oder biomorphe und kosmische Körper wählte, dann in summarischer Figuration, zum Beispiel als fahle Gesichter ein wenig in der Anmutung von Miriam Cahn, als leere Jacken, oder als Schneemänner in kindlichem Ausruck. Er hat sich auch mit Installation beschäftigt, beispielsweise als Berg aus weisser Schokoloade 2011 im Museum Moutier, ohne – ebenso – die Performance zu vernachlässigen, wie anlässlich der <Balade gourmande> organisiert letztes Jahr von der Stadt Moutier. Mit EDEN kehrt Gigon zur Malerei zurück, und wählt als einziges Thema Tiere, wenn er diese schon seit Jahren immer wieder als Sujet nimmt. Als Ansichten seiner Idee des Paradieses gibt er schemenhafte Visionen, überzeugender in den Ölbildern als in den Aquarellen, welche oft von zögerlicher Technik sind, und einer gewissen Schwere. Die Leinwände, im Gegenteil, erscheinen allgemein viel beherrschter, lebendiger, als das, was der Künstler bisher gemalt hat. In oft einfarbigen, druchsichtigen Hintergründen, welche eine traumhafte Atmohspäre vermitteln, durchqueren gelbe Affen in einem Sprung den ganzen Raum, ein Stier in Bewegung belegt die ganze Breite des Werkes, in einer rosafarbenen Staubwolke, welche seine Kraft und seine Wut ausdrückt. Und ein Gefühl von Zartheit inspiriert das Petit cheval> (kleine Pferd), in eine dreieckige, weisse Blase gehüllt, welche der verschneite Berggipfel im Hintergrund aufnimmt. Alle Ölbilder und Aquarelle sind dieses Jahr entstanden und sind von heiterem Jubel geprägt, welcher der Morosität gegenübersteht, dem dunklen Geist, welcher in vorgehenden Werken überwog. Der künstlerische Ausdruck scheint sich zu befreien. (Übersetzung aus dem Französischen von Beat Selz) Ausstellung 03. Mai - 24. Mai 2015 / Ansprache zur Vernissage - Duett mit Juliet Meine Damen und Herren Mein Mann und ich begrüssen Sie und heissen Sie herzlich willkommen zur ersten Ausstellung dieser Saison. Dieses Jahr werden wir fünf Ausstellungen haben, bis Ende Dezember, von denen sich jede vollständig von jeder anderen unterscheidet ; die Details können Sie auf unserer neuen Internetseite finden. Der Künstler, der heute seine show bei uns eröffnet, ist ein alter Freund der Galerie : Claude Gigon aus Delémont, den ich Ihnen nicht vorzustellen brauche. Ein Parcours von dreissig Jahren als Kunstmaler hat ihn nicht altern lassen, im Gegenteil. Wenn man seinen Weg beschreiben möchte, gleicht das ein wenig der Essenz jeder Künstlerkarriere. Geistige Explosionen haben ihn immer wieder zu neuen Formen von visuellem Transport geführt. Für ihn ist Kunst eine Offenlegung, ein Ausdruck seiner selbst in der kosmischen Isolation des Humanen, ein Weg zur Erforschung verborgener Wahrheit und der Kommunikation jenseits von <ich> und <du>. Er hat viele bewundenswerte Erfindungen gemacht : Darunter seine <Portraits d'idée>, mit denen er in vollkommener Eigenständigkeit ein ganzes Gebiet der Kunsttheorie gefunden hat, welches in Zeichnung und Malerei Figuren des Denkens sieht (Gansterer, Springer 2011), oder mit seinem Bild <exécution sans jugement>, das ein Arzt von hier liebte und das dieser aus Angst vor seiner Ehefrau dennoch nicht zu kaufen wagte ! Diese Liste könnte lange fortgeführt werden. Wir erwähnen lediglich noch <le moulin de la mort>, die <Mühle des Todes>, ein Video, in welchem der Künstler ohne Unterbrechung gegen die Strömung des Doubs anschwimmt, die dort sehr intensiv ist und vielleicht deshalb diesen Namen trägt, ein Video, mit welchem Gigon zum Hyper-Geschmack der Epidemie zerebralisierter Konzeptkunst ein wenig Humor und Sinn beisteuerte. Diese Ausstellung trägt den Titel ḖDEN. Der Künstler erfand ihn eines Abends als wir in seinem Atelier diskutierten. Der Text unserer Einladungskarte gibt als Erklärung eine Referenz an Nietzsche an, in der Einleitung zur <Fröhlichen Wissenschaft>. Weil es so schön und so wahr ist, lassen Sie uns nochmals darauf zurückkommen : <Dies ganze Buch ist eben Nichts als eine Lustbarkeit nach langer Entbehrung und Ohnmacht, das Frohlocken der wiederkehrenden Kraft, des neu erwachten Glaubens an ein Morgen und Uebermorgen, des plötzlichen Gefühls und Vorgefühls von Zukunft, von nahen Abenteuern, … , von wieder erlaubten und wieder geglaubten Zielen> : ḖDEN. Beat Selz, 27.4.2014 Ausstellung 03. Mai - 24. Mai 2015 / Saaltext Die aesthetische Transformation ist seine Berufung. Er hat dafür alles gegeben, hat früh, als Autodidakt, gelernt, seine Seele weit auszuspannen, nach und nach die eigenen Werkzeuge für seine Forschung gefunden, sich darin jahrzehntelang beharrlich bis zur technischen Meisterschaft, geübt, um die Welt in seine plastischen Werke zu fassen. Dazu hat er sich – auch das als Autodidakt – eine weitläufige Bildung angeeignet, um daraus frei von jeder Doktrin seine eigenen Gedankengebäude zu schaffen, über die verhüllte Tragik unseres Menschenlebens, und wie pikturale Metaphorik beitragen kann, zu verstehen. Das wirkt pathetisch angesichts der Tatsache, dass die zeitgenössische Kunst in bedrückendem Ausmass zu einem Fetisch der Finanzindustrie geworden ist. Die Maler haben es in den zurückliegenden Jahrzehnten an den Kunstschulen schwer gehabt. Konzeptkunst wurde in Frankreich vor dreissig Jahren zur Staatskunst erhoben, die Malerei verdrängt. Jetzt kommen zunehmend Gegenbewegungen von Aussen. Die Anthropologie (Emmanuel Anati 2007) ruft jetzt in Erinnerung, dass Werke der visuellen Kunst ein Menschheitsanliegen sind seit den Anfängen vor 40'000 (!) Jahren, dass diese Geschichtsdokumente sind, den Schriftdokumenten ebenbürtig, beweisen sie doch die Befähigung zu Synthese, Abstraktion und Imagination von Phänomenen der sichtbaren Realität, wie der inneren Erfahrung, von Glaubensinhalten und Ideologien, welche die <condition humaine>, das Menschsein, und deren Bedingungen erklären können. Kunst arbeitet mit Symbolen, welche Informationen vermitteln, eine Hypothese, Gedankenfiguren wiedergeben, mit der Sprache der Formen und der Farben die Seele des Menschen in Resonanz versetzen (Nikolaus Gansterer 2011), in Einklang mit neuesten Erkenntnissen über die Natur der Perzeption (Paul Feyerabend 1994). Und die Erziehungswissenschaft sagt 50 Jahre nach 1968: <Progressiv sein heisst heute ... konservieren> (Roland Reichenbach 2014). Malerei ist wieder zu einem Thema geworden. Seit 25 Jahren entfaltet Gigon eine weitläufige Ausstellungstätigkeit im gesamten Spektrum der zeitgenössichen Kunst, umfassend neben Malerei und Zeichnung auch Performance, Video (<Moulin de la Mort>) und Installation, mit den kürzlichen Höhepunkten einer Museumsausstellung (Musée jurassien des Arts Moutier 2011) und der Konsekration in zwei Galerieausstellungen in Bern (DuflonRacz 2009 et 2013). Er ist diesen Weg allein gegangen (<L'isolement des figures ou des objets exprime le fait que, dans la vie, on est toujours seul face à l'adversité, et même face au plaisir puisque notre ressenti est unique. Le fondement de la condition humaine est qu'on n'échappe pas à cette solitude>). Er hat sich auch von schweren Rückschlägen erholt. Heute ist er in der Position eines gereiften Künstlers und in der Geisteshaltung eines Genesenden, wie sie Nietzsche in der Vorrede zur zweiten Ausgabe der <Fröhlichen Wissenschaft> beschreibt: "...das bedeutet Saturnalien eines Geistes, der einem furchtbaren langen Drucke geduldig widerstanden hat".... "und der jetzt mit einem Male von der Hoffnung angefallen wird"... . Darum, aber nicht nur, gab er der Ausstellung seiner neuesten Werke – alle im Jahre 2015 entstanden – den Titel: EDEN. Beat Selz, 19/01/2015 Ausschnitt eines Interviews des Künstlers durch Valentine Reymond, Direktorin des Musée jurassien des Arts, Moutier, anlässlich der Ausstellung Nuit américaine (05.März bis 08.Mai 2011). ................................................ C.G. Ich habe eine Vorliebe für das Spiel der Gegensätze und Kontraste in meiner Arbeit im Allgemeinen. In 100% (konzeptuelle Arbeit mit einer Tonne weisser Schokolade, Anmerkung des Übersetzers) habe ich schon vom Kontrast zwischen der Reinheit der weissen Farbe und der exorbitanten Masse der Schokolade gesprochen. Ein Gegensatz, der widersprüchliche Empfindungen von Anziehung und Groteske auslöst. Im gleichen Sinne ist der olfaktorische Aspekt dieser Installation attraktiv, während die Form den Betrachter durch ihre Extravaganz abstossen kann. Diese Disparitäten lösen beim Betrachter Distanzierung und Fragen aus. In meiner Malerei gibt es Widersprüche auch zwischen den Themen und der technischen Ausführung. Bald behandle ich angenehme Sujets, wie Blumen, welche aber in brutaler Manier gemalt sind. Dann wieder ist im Gegenteil – was immer häufiger der Fall ist – der Gegenstand spannungsgeladen, mehrdeutig, und die malerische Behandlung flüssig. V.R. Für was stehen diese Gegensätze ? C.G. Für mich ist der Kontrast Leben par excellence. Er ist Symbol für das, was uns im Alltag begegnet, Liebe und Hass, das Begehren und die Frustration, die Triebe und ihre Grenzen. Ich drücke auf diese Weise das Los des Menschen aus, an das man sich anpassen, oder gegen das man ankämpfen muss. Das sind die Fragen, die mich am meisten herausfordern. V.R. In deiner Malerei sind die Figuren immer isoliert. Hat das ästhetische Gründe, oder soll das einen tieferen Sinn wiedergeben, oder vielmehr eine besondere Beziehung zum Betrachter herstellen ? C.G. Im Lauf meiner bildnerischen Forschungsarbeiten habe ich nach und nach alles entfernt, was an meinem Objekt entbehrlich war, um zu radikalisieren, was ich wiedergeben wollte. Die Isolierung der Figuren und Objekte in meiner Malerei spiegelt die Tatsache dass, im Leben, jeder immer allein ist im Angesicht der Widrigkeit, und sogar auch im Genuss, denn unsere Empfindungen sind exklusiv. Für mich ist die Grundgegebenheit unserer Lebensbedingungen, dass wir dieser Einsamkeit nie entkommen. V.R. Bezüglich der Widrigkeiten des Menschenlebens hast du ein Video realisiert, welches du in dieser Ausstellung zeigst, und das den Titel Le Mouin de la mort ("Die Mühle des Todes"). Du schwimmst dort gegen den Strom, in einer Art <mission impossible>, unerfüllbarem Auftrag. C.G. Das Thema dieses Videos ist die Absurdität des Lebenskampfs. Geboren werden, um zu sterben, ist schon delikat genug. <De l'nconvénient d'être né> ("Vom Nachteil, geboren zu sein"), wie uns Cioran sagt. Le moulin de la mort ist eine gefilmte Performance, die auf den Sisyphus-Mythos anspielt. Ist es in der Adversität nicht die einzige Rettung, zu denen zu halten, die uns wichtiger sind als das Ziel und das Ergebnis ? Der Titel dieser Arbeit bezieht sich auf die Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz im Fluss Doubs, wo viele Leute das Leben verloren haben beim Versuch, von einem Land in das andere zu gelangen, zum Beispiel um Waren zu schmuggeln. Aus meiner Sicht verstärkt in meiner gefilmten Performance die Tatsache, dass ich auf dieser Grenze schwimme, den poetischen Aspekt der absurden Aktion. ................................................ V.R. Du verankerst Deine Arbeit in der Realität, in den Schwernissen des Lebens, und gleichzeitg sprichst du bezüglich Deiner Arbeit oft von Traum. Du hast eines deiner visionären Bilder Nuit blanche betitelt; in deiner Serie Enveloppes lässt die latente Präsenz von Figuren an Erscheinungen denken, und oft gibt es in deiner Malerei Effekte von Unbestimmtheit des Subjekts. Welche Rolle spielt der Traum für dich ? Ist er notwendig, um der menschlichen Bestimmung zu entfliehen ? C.G. Der Traum ist das Überdruckventil, das wir benötigen, um weiterzumachen. Für mich ist alles in der Schwebe, weil man zu jedem Zeitpunkt umkommen kann. Der Effekt der Unbestimmtheit meiner Malweise gibt dieses Verschwinden wieder, zu dem wir bestimmt sind und dem wir uns stellen müssen. Der Traum gewährt uns alle Sehnsüchte, die das Leben annehmbar machen. Dieser ist essentiell. Er rettet uns. V.R. Also rettet dich deine Malerei irgendwie ? C.G. Ja, sie rettet mich, weil ich in der Schwebe bin. V.R. Im übrigen erinnert der Titel Deiner Ausstellung, Nuit américaine, an den Traum. C.G. Nuit américaine ist ein Film von Truffaut, wo man die Tricks sieht, mit denen der Effekt von Nacht erzeugt wird, dank Filtern, im vollen Tageslicht. So wie mein Werk vom Traum durchzogen ist, passt dieser Titel gut zu meiner Ausstellung. Ich frage mich natürlich, was der Traum bewirken kann. Ist er mehr oder weniger wichtig als die wachen Perioden ? Ist die Imagination nicht wichtiger als die Handlung ? Traum überträgt alle unsere Wünsche und Befürchtungen, er ermöglicht uns, vorwärts zu kommen. Er ist eines der zentralen Themen meiner Arbeit. Der Tag mit dem Auge der Nacht betrachtet ist, was man in meinen Gemälden sieht. V.R. Das Format deiner Bilder ist immer vertikal, also vom Typ Porträt. Warum ? C.G. Mit dem Format Landschaft horizontal ist man immer in der Kontemplation. Die Vertikalität erfordert eine schärfere und analytischere Lesart. Diese Format entspricht meinem Hauptthema, dem menschlichen Körper. Man kann sich hinein projizieren wie in einen Spiegel. Claude Gigon – Ausstellung 30.März bis 27.April 2008 – Medieninformation Claude Gigon hat seinen Weg allein zurückgelegt – ohne Lehrer, ohne Vorbilder. Es war ein weiter Weg: Vom Bäcker und Konditor in Porrentruy – wo er 1960 geboren wurde – zum Confiseur in renommierten Schweizer Confiserien. Vom Globetrotter zum Compagnon beim Aufbau einer erfolgreichen italienischen Confiserie in San Francisco. Als er es nicht mehr ertrug, die ewig gleichen Dekorationen auf Torten und Pralinen zu spritzen, begann er zu malen. Während zwei Jahren besucht er Kurse in Zeichnen und Skulpturieren im mexikanischen Kulturzentrum und im College von San Francisco. 1993 kehrte er nach Europa zurück und konnte danach ein Jahr mit einem Stipendium des Kantons Jura als Maler in Paris arbeiten, bevor er sich in Delsberg niederliess. Seine Zeit teilt er auf zwischen der Arbeit im Atelier als Maler und als Landvermesser in paläontologischen Projekten im Jura. Seit 1991 hat er seine Werke in 9 Einzelausstellungen und 10 Kollektiven gezeigt. 1999 hat er mit einer monumentalen Steinplastik den ersten Preis zur künstlerischen Gestaltung des Parks des Berufsbildngszentrums Delsberg gewonnen. Im Estrich des Reihenhäuschens, in dem Claude Gigon mit seiner Familie lebt, befindet sich eines seiner früheren Ateliers. Die Fenster sind klein; es gleicht einr geräumigen Höhle. Dunkel, urtümlich und unergründlich wirken die grossen Landschaftsbilder, die hier entstanden und gestapelt sind: Bewegte Welten, in einer Innenwelt gemalt, einer Innenwelt entsprungen und zur Innenwelt sprechend, offen in weite Tiefen und aus diesen Tiefen heraus auch wieder in sich ruhend. Seelenlandschaften? Landschaften, die der Künstler gesehen hat: In Wäldern und Schluchten, auf den Weiden und Höhen des Jura. Doch was von diesen Landschaften auf der Leinwand erscheint, hat sich in einem langen Prozess verwandelt. Für diese Bilder gilt, was Ernst Ludwig Kirchner in seinem Tagebuch schrieb: Es gebe «nur eine Kunst, und die kommt aus dem Erleben der Natur», seine Arbeit aber bestehe im «Neuschaffen eines inneren Bildes mit abstrakten Formen», in einer Konzentration des «im Erleben innerlich Gesehenen». Was Claude Gigon auf die Leinwand wirft, ist verinnerlichte Aussenwelt – wirft im wahrsten Sinne des Wortes. Er trägt seine Bilder lange Zeit in sich, zunächst unbewusst. Nach und nach künden sie sich an, ein späteres als embryonales Element in einem früheren, und endlich brechen sie hervor, wie unter grossem Druck Zurückgehaltenes. In der kurzen Zeit eines Tages und vielleicht noch eines nächsten sind sie da, vielschichtig, rätselhaft und unveränderbar. Seine Kunst, sagt Gigon, bestehe darin, das wiederzugeben, was ihn beschäftige : was in kurzer Zeit entsteht, kann das Ergebnis von 20 Jahren Nachdenken sein. (Auszüge, modifiziert , aus dem Text von H.P.Gschwend im Katalog «panta rhei», Officinaarte, Lugano 2007). |
Claude Gigon
Ausstellungen:
Mai 2015 März - April 2008 |